Die Natur und Wald als besonderer Lernraum

Uhr 2.1. Die Ziele unserer pädagogischen Arbeit im Wald und im Kindergarten

Der Leitgedanke der Waldpädagogik ist, das Kind als vollwertige Persönlichkeit zu respektieren, zu achten und uneingeschränkt wertzuschätzen. Sinnliche Wahrnehmung, Bewegung und Spiel sind die Grundlagen der elementaren Bildung. Die Kinder sollen in ihrem vertrauten Waldgebiet im Einklang mit der Natur leben. Durch das intensive Erleben der Natur lernen die Kinder wie wichtig die Natur für unser Leben ist. Sie lernen Kleinigkeiten zu schätzen, sie lernen Ehrfurcht vor dem Wetter, den Pflanzen und Tieren, und sie lernen den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.

Der Erlebnisort Wald bietet dazu viele Möglichkeiten das Kind in seinen Fähigkeiten zu unterstützen, es als vollwertige Persönlichkeit zu sehen und es zu einem wertvollen Menschen heran reifen zu lassen. Der Aufenthalt im Freien unterstützt die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Direkte natürliche Erfahrungen fördern das Körperbewusstsein und helfen bei der Entfaltung vielfältiger Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeiten.

Im gemeinsamen Spiel mit natürlichen Materialien entwickeln die Kinder viele Soziale Kompentenzen, wie z.B. Ehrfurcht vor der Schöpfung, Hilfsbereitschaft, Selbständigkeit, Kreativität, eigenständiges Handeln, motorische Fähigkeiten, christliches Werteverhalten. Lernt das Kind von klein auf sich mit der Natur und dem Menschen auseinanderzusetzen, einander zu vertrauen, wird es eine eigenständige Persönlichkeit werden. Durch die 3 Waldtage, wir nennen sie auch „Draußentage“ und die 2 „Drinnentage“ bringen wir Abwechslung in den täglichen Alltag mit den Kindern.

Die Ziele für die Arbeit im Kindergarten resultiert oft auf dem was wir „Draußen“ erlebt haben.

Wir greifen Erlebtes, Gesehenes, Gesammeltes auf und erarbeiten es. Unser Ziel wird es auch sein alle Basiskompetenzen zu stärken, so dass das Kind optimal auf die Schule vorbereitet werden kann. Die Kinder erleben das Haus als Zufluchtsstätte und Schutz vor stürmischen Wetter.

2.2. Tagesablauf im Kindergarten

 „Leitziel der pädagogischen Bemühungen ist der beziehungsfähige , wertorientierte, schöpferische Mensch, der sein Leben verantwortlich gestalten und den Anforderungen in Familie, Staat und Gesellschaft gerecht werden kann.“

(§1 Abs. 1 S. 3 AVBayKiBig)

Im Vordergrund steht die natürliche und ganzheitliche Erziehung und Förderung der Kinder in Einbeziehung aller Sinne.

Die Bringzeit ist um 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr Während der Bringzeit dürfen die Kinder Ihr Spielmaterial, ihre Spielpartner frei wählen. Es werden auch kleinere Angebote und Fördermaßnahmen angeboten. Um 9.30 / 10.00  Uhr findet dann an den „Draußen“ Tagen ein gemeinsamer Morgenkreis statt. (Begrüßen, Kalender, Wetter besprechen, Tag im Wald besprechen, Lied singen)

Danach werden die Kinder auf die Toilette und zum Anziehen geschickt. Bis 10.00  Uhr machen wir uns dann gemeinsam auf den Weg in den Wald. Dort werden die Hütten gebaut, Kreatives mit Bastelmaterialien angeboten, ebenso Zahlenland im Wald, die Feinmotorik mit sägen und bohren gefördert, gezielte Bewegungsangebote abgehalten, viel gesammelt und die Umgebung erkundet. Um 11.40 Uhr findet der Abschlusskreis im Wald statt, der Tag wird reflektiert, Fingerspiele gemacht und Lieder gesungen. Kurz vor 12.00 Uhr machen wir uns dann auf dem Heimweg in unseren Kindergarten. Dort müssen die Mittagskinder sich sofort die Hände waschen, und sich zum Mittagessen setzen.

Das Mittagessen, dass wir morgens schon gemeinsam mit den Kindern zubereiten und herrichten, essen wir dann nach dem Waldbesuch.  Die restlichen Kinder dürfen bis zur Abholung draußen im Sandkasten spielen, Fahrzeuge fahren und sich auf dem Gelände austoben.

An den „Drinnentagen“, das ist Mittwoch und Freitag, bleiben wir bis ca. 11.00 Uhr im Haus, im Sommer variiert es.

Am Mittwoch bieten wir Vorschule an. An diesen Tagen werden auch größere Bastelaktionen, Elterngespräche und viel gemeinsame Spielzeit angeboten.

2.3. Tagesablauf im Wald

Nachdem die Kinder noch einmal auf die Toilette geschickt worden sind, machen wir uns so gegen 10.00 Uhr an den „Draussentagen“ auf den Weg in den Wald. Für unseren Weg brauchen wir ca. 10 Minuten. Dort angekommen dürfen die Kinder sich an in den Sitzkreis sitzen und nach einem kleinen Begrüßungsritual ihre Brotzeit essen. Nach dem Essen wird die Werkzeugkiste geöffnet und den Kindern stehen dann Schaufeln, Sägen , Schnitzmesser und Eimer zur Verfügung, ebenso Lupen, Bohrer und Kescher. Die Kinder suchen sich ihre verschiedenen Spielbereiche.

Ebenso bieten wir immer wieder Bewegungsangebote im Wald und das Zahlenland mit Naturmaterialen an. Manchmal gehen wir auch nicht in unser Waldstück sondern erkunden immer wieder unsere schöne Umgebung.

So gegen 11.40 Uhr treffen wir uns zum Abschlusskreis um Lieder zu singen, Fingerspiele, Gedichte, Reime oder auch Erlebtes und Gesehenes aufzuarbeiten. Anschließend begeben wir uns bis 11.55 Uhr auf den Rückweg zum Kindergarten.

2.4. Einbeziehung des bayerischen Bildungsplanes

Seit dem 1.9.2004 besteht für die Kindertagesstätten in Bayern neben den gesetzlichen Vorgaben auch ein Curriculum. Dort wird zusammengefasst, dass eine Kindertagesstätte ein Ort des Lernens und der frühkindlichen Bildung ist. Auch unser Team hat sich Gedanken gemacht, wie der BEP in unserem naturnahen Kindergarten zusammen mit der Waldpädagogik konkret umgesetzt werden kann. Wir haben, so glauben wir einen Weg gefunden beides zu verbinden. Der Kindergarten als ein Ort des Lernens und der frühkindlichen Bildung und der Wald und unsere Natur rund um den Kindergarten mit wertvollen Naturerfahrungen.

2.5. Förderung der Basiskompetenzen

2.5.1. Liebe zur Natur

Unser Gelände rund um den Kindergarten bietet eine Fülle von Naturerfahrungen. Wir haben den Wald, die Wiesen vor und hinter dem Haus, ein angrenzendes Bächlein, den Wald und den eingezäunten Weiher. Außerdem befindet sich im Wald der Trimm dich Pfad und von dort aus führen einige Spazierwege in die nächstgelegenen Dörfer Klosterbeuren und Winterrieden. Die Kinder erleben täglich mit allen Sinnen den Wandel der Natur. Diese Naturerfahrungen sind prägend fürs ganze Leben. Sie erfahren das Wachstum der Pflanzen, sie beobachten die Tiere. Sie werden sensibilisiert für Geräusche, Farben und die Klänge der Natur. Sie beobachten die Veränderung des Weihers durch die Jahreszeiten. Sie entdecken die ökologischen Zusammenhänge und lernen die Natur zu ehren und zu achten.

 2.5.2. Sozialkompetenz

Die Kinder erleben sich im Kindergarten und im Wald als Teil einer Gemeinschaft. Sie sind Teil einer Gruppe mit festen Regeln und Grenzen. Verhaltensregeln im Kindergarten, im Wald und auf dem Gelände wurden gemeinsam erarbeitet und werden auch gemeinsam umgesetzt. Eine der wichtigsten Regeln ist auf einander aufzupassen, die Großen helfen den Kleinen, gegenseitige Rücksichtnahme, zu Teilen und freundlich und höflich zueinander sein.

Da Spielzeug und Platz nur im begrenzten Maß vorhanden ist, erfordert es gegenseitige Toleranz, Respekt und Wertschätzung für den anderen, Miteinbeziehung von Spielprozessen und gegenseitiges Teilen und Unterstützen in den verschiedenen Bereichen.

2.5.3. Sinne

 Die Kinder die viel in der Natur unterwegs sind und sich dort viel bewegen, nehmen ihre Sinne oft ganz anders wahr. Geräusche, Stille, unwegsames Gelände, Steigungen, Gerüche, Fühlen Naturveränderungen all das ist im Wald und in der Natur vorhanden ohne das man viel dafür tun muss. Die Kinder sind Reizen ausgesetzt, die sie intensiv und bewusst wahrnehmen. Durch das Ausprobieren ihrer Fähigkeiten erschließt sich ihnen eine einzigartige Lebenswelt die prägend für Ihre ganze Entwicklung bis zum Erwachsensein ist.

2.5.4. Gesundheit und Bewegung

Tägliche frische Luft, tägliches Bewegen und gesundes Essen fördert das Immunsystem nachhaltig. Durch das tägliche Herrichten und Zubereiten von regionalen Speisen lernen die Kinder gesunde Kost zu schätzen. Sie tragen mit dazu bei, übernehmen Verantwortung und lernen Hygienemaßnahmen.
Durch das ständige Bewegen entwickeln die Kinder Kräfte, Ausdauer und Selbstvertrauen. Durch die vielfältigen Bewegungsabläufe wird die Grob- und Feinmotorik gefördert und ist für viele andere Kompetenzen (z.B. Kreativität, Sprache) Voraussetzung.

2.5.5. Kreative Gestaltung

Das Spiel im Kindergarten fördert die Kinder in all Ihren Bereichen. Das gemeinsame Basteln, Musizieren, Rollenspiele, Konstruieren erleben die Kinder für sich und in der Gemeinschaft. Es steht den Kinder ausreichend Materialien zur Verfügung, sei es Farbe, Scheren , Kasperlfiguren, Tischspiele, Konstruktionsmaterialien , Leseecke in denen sie selbstständig aber auch mit Anleitung arbeiten können. Durch das Spiel mit Naturmaterialien haben die Kinder vielfältige Möglichkeiten ihre Ideen umzusetzen. Durch das Zubereiten von Matsch, Sammeln von Stöcken, Steinen, Blüten, Zapfen erleben die Kinder mit geringstem Aufwand Erfolgserlebnisse. Sei es das Legen eines Mandalas, ein Tippi zu bauen mit Ästen und Stöcken, Matschgesichter zu zaubern, ein Waldsofa aus Moos zu bauen, dies alles bereitet den Kinder sehr viel Freude und Spaß. Sie erleben wie Ihre eigene Phantasie großes und nachhaltiges bewirken kann. Sie erfahren Wertschätzung gegenüber der Natur ohne das es was kostet.

Auch kreative Problemlösungen fördern die Gemeinschaft und die Selbständigkeit der Kinder. Was braucht man alles um ein Tipi zu bauen, oder wie schaffen wir die schwere Wurzel in unser Gebiet….

2.5.6. Rhythmische und musikalische Förderung

Wir werden jeden Tag mit den Kindern singen. Sie werden dabei mit der Gitarre begleitet an den „Drinnentagen“. 1x in der Woche bieten wir am Freitag 2 Musikgruppen für die Kinder an. Wir singen neue und altbekannte Lieder mit den Kindern. Zudem bieten wir immer wieder Rhythmusinstrumente den Kindern an um uns zu begleiten. An den „Draußentagen“ singen wir im Sitzkreis im Wald und begleiten uns mit Stöckchen. Ebenso lernen die Kinder Singspiele, Tänze und rhythmische Verse.

2.5.7. Sprachförderung

Wir legen sehr viel Wert auf die Sprache im täglichen Miteinander. Durch Sprachprogramme, Montessorimaterialien, spezielle Bücher, tägliches Vorlesen, tägliches rhythmisches Klatschen der Tage, Monate und Jahreszeiten, sowie Gedichte, Verse und Fingerspiele sind ein fester Bestandteil in unserer täglichen Arbeit.

Aber auch Rollenspiele, Theaterspielen, Kasperletheater werden immer wieder mit viel Hingabe und Freude in den Alltag miteinbezogen. Großen Wert legen wir auch auf die Wortschatzerweiterung vor allem bei den „Jüngsten“ und bei den Migrantenkindern. Die Migrantenkinder haben außerdem die Möglichkeit 2x in der Woche den Vorkurs in der Grundschule zu besuchen.

Mit den Vorschulkindern erarbeiten wir das Würzburger Sprachmodell.

2.5.8. Vorschulerziehung

Um den Kindern den Start in die Schule zu erleichtern bieten wir jeden Mittwoch eine spezielle Vorschulgruppe an. Dort werden Themen spezifisch erarbeitet, ein Waldbuch übers ganze Jahr angelegt, kleine aufwendige Kunstwerke angefertigt. Sie lernen außerdem Ordnung zu halten, den Stift richtig zu halten, den Namen zu schreiben, die Schuhe zu binden und sich richtig anzuziehen.

Es finden gegenseitige Besuche mit den anderen Vorschulkindern der anderen Kindergärten statt, sowie gemeinsame Ausflüge und Veranstaltungen. Der Austausch mit der Grundschule ist ebenso gewährleistet. Problemfälle werden erörtert, aber genauso Begabungen und Fähigkeiten.

Für die mittleren und unsere Kleinsten bieten wir  eine Mittel- und Minivorschule an. Die Themen die wir in der Vorschule mit den Großen erarbeiten, werden mit den jeweiligen Gruppen altersentsprechend erarbeitet.

2.5.9. Mathematische und logische Bildung

Durch Montessorimaterialien und gezieltes Material das wir im Freispiel immer wieder einsetzen, werden die Kinder spielerisch an die Mathematik sowie an logisches Denken herangeführt. Mit den Vorschulkindern werden immer wieder gezielt Zahlen und das Zählen erarbeitet. Im Wald bieten wir den Kinder mit den Naturmaterialien (Zapfen, Stöcke, Steine, Nüsse, Kastanien) ein Zahlenland an, bei denen es Zahlenhäuser gibt, wo die Kinder selbstständig aber auch mit Anleitung zählen lernen, addieren und subtrahieren.

Die Koordination von Händen und Füßen beim Klettern regt die Vernetzung der Gehirnhälften an und legt somit die Voraussetzung für das mathematische und logische Denken.

2.5.10 Hauswirtschaftliche und Praktische Fähigkeiten

Durch das tägliche Zubereiten des gesunden Mittagessens und Buffets, lernen die Kinder schon früh den Umgang mit dem Messer und anderen Küchengeräten. Sie erfahren, dass man damit umsichtig und verantwortungsvoll umgehen muss um Verletzungen zu vermeiden. Sie werden mit Hygienemaßnahmen vertraut gemacht, Hände waschen vor dem Zubereiten, Schürze anziehen, nichts abschleckt, aufräumt, abspült und Ordnung hält.

Im Wald wird das tägliche Benutzen von Sägen, Hammer, Bohrer angeboten. Auch dort lernen die Kinder, welche Gefahren die Werkzeuge mit sich bringen, wenn man damit nicht verantwortungsvoll umgeht. Diese Erfahrungen sind prägend fürs ganze Leben

2.5.11. Christliche und ethische Wertevermittlung

Unser Kindergarten ist an keine Konfession gebunden. Alle Glaubensformen werden gleichberechtigt behandelt. Wichtig ist uns vor allem Wertevermittlung. Die Ehrfurcht und der Respekt vor der Schöpfung, die gegenseitige Achtung , Toleranz gegenüber der anderen Kultur, sowie die Achtung der Tiere und Pflanzen.

Wir gehen nach dem Jahreskreis, feiern christliche Feste wie Ostern, Erntedank, St.Martin, Nikolaus und Weihnachten. Mit Liedern, Büchern, Rollenspielen, Feldgottesdiensten auf unserem Platz erleben die Kinder intensiv die Feste. Durch die Beobachtung des Lebens in der Natur, setzen sich die Kinder intensiv mit Wachstum (Pflanzen) aber auch mit dem Tod (totes Tier) auseinander. Mit allen Beobachtungen und Fragen gehen wir sensibel auf die Kinder ein und versuchen ihnen ehrliche Antworten zu geben.

Naturnaher Kindergarten

am Fuggerweiher

Weiherweg 49
87727 Babenhausen

Tel. 08333-9242986
naturnaherkindergarten@markt-babenhausen.de